10. 4.2016 Rede I. Wiche f. K.R.Bleser i. PIANO HOFFMANN

Ausstellung  POLAROID-ART > Polarscannographien – Fotografien.

Titel der Ausstellung: „to be abstract is to be an abstraction“

Werke der Künstlerin Karin Rosemarie Bleser

Ort:  PIANO HOFFMANN, das Klavierhaus der Kurpfalz

Dieselstraße 25
67141 Neuhofen

Telefon: (0 62 36) 5 12 62
piano@piano-hoffmann.de

www.piano-hoffmann.de

Vernissage: 10. April 2016

Rede:  Ingrid Wiche ∙ www.treib-art.de

 

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Gäste und

lieber Werner Heinrich Schmitt und liebe Gastgeberin Michaela Hoffmann

und natürlich, liebe Karo Rosemarie Bleser,

es ist mir eine Ehre Sie alle hier heute begrüßen zu dürfen. Kunst in so einem geschmackvollen Rahmen zeigen zu können, ist wundervoll, auch weil Du Karo  „Kunst kannst“.

Was für eine Begeisterung entstand in mir als ich hörte, dass Du in einem Pianohaus, und auch noch in so einem renommierten dazu, Deine Polaroidkunst zeigen wirst. Hier sind also Hören und Sehen in einem besonderen Maße möglich. Umgeben von den begehrlichsten Musikinstrumenten, die allein schon durch die Möglichkeit, dass wir sie anschauen können und durch ihr Dasein gefesselt werden, werden wir nun zusätzlich auch durch die Kunstwerke der Künstlerin Karin Rosemarie Bleser beeindruckt.  Und wer der Musik gegenüber aufgeschlossen ist, hört vielleicht jetzt in diesem Moment Klänge, die sich aus den Instrumenten und den Kunstwerken lösen und uns auffordern, sich einzulassen auf die drei „F“: Farben, Formen und Frequenzen.

In der Musik und in der Malerei sprach man in den letzten Jahrhunderten von Schwestern. Heute gehören sicher auch die analoge und die digitale Fotografie dazu. Lassen Sie mich bitte kurz einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Musik und der Malerei machen, denn in der Musik wie auch in der Malerei und eben auch in der Fotografie geht es um die Fähigkeit von uns Menschen Reflexionen von Körpern, sei es in Form von Tönen oder von Licht, also von Photonen, aufzunehmen- und geistig umsetzen zu können.  Es geht also um Hören und Sehen, um das in sich Aufnehmen von Klängen und Strukturen und von Abbildungen, von Farben und Farbkomplexen und um Farb- und Klangexplosionen, die sich daraus ergeben können. Wir Menschen reagieren auf Frequenzen.

Musik hat sich über die Jahrhunderte in die Malerei eingebunden. Bis ins 18. Jahrhundert wurden gerne Abbildungen von Musikinstrumenten und Musik spielenden Menschen auf Bildtafeln oder Leinwänden verewigt. Es gab noch keine Fotographie und keinen Film, aber über die Malerei konnten Menschen erfahren, wie bestimmte Musikinstrumente aussahen oder auch wie die Menschen, die die Instrumente spielten, gekleidet waren und welche Körperhaltung sie dabei einnahmen; auch die Aura der gegebenen Situation konnte übertragen werden.

Aber Maler wollten sich auch durch Musik inspirieren lassen, dachten über die Möglichkeit der Übertragung von Gestaltungsprinzipien nach und zogen kunsttheoretische Schlüsse, worin sich Musik und Malerei – die Fotografie gab es ja noch nicht – ähnelten oder gar glichen.

 

Seite 1

 

Musik und Malerei begannen sich aus ihren alten Strukturen heraus zu bewegen. Sollte die Natur nachgeahmt werden? Oder sollte es mehr Freiräume im Dargestellten geben? Schon Ludwig Tieck, der von 1773 bis 1853 lebte, hatte in der „altdeutschen Geschichte“, Erscheinungsdatum 1798,  in Franz Sternbalds Wanderungen – aus den damals unter Künstlern vorherrschenden Diskussionen aufgenommen-, dass die Malerei freier werden müsse. Er versetzt seinen Franz Sternbald, einen Maler, in das Jahr 1520 und lässt ihn als Gesellen vom Meister Dürer auf Wanderungen gehen; unter anderem auch nach Italien. Tieck souffliert ihm sozusagen während der Wanderungen seine eigenen Gedanken zur Kunst.

Er lässt beispielsweise den Franz nachdem er einem künstlichem Spingbrunnen und dessen sanften Geräuschen zugehört hatte  und auch festgestellt hatte, das die Vögel williger und angenehmer sangen, viel später das Folgende sagen:

Könnten wir nur die Natur genau nachahmen, wahrlich, wir könnten oft Handlung und Komposition entbehren, und doch eine große, herrliche Wirkung hervorbringen!“.

Auch Charles Batteux (*1713 bis †1780), der Begründer einer neuen französischen Kunstphilosophie gehört in die Reihe der Namen, die in Europa die Kunstszene veränderten. Seiner Meinung nach sollten Künstler sich nicht an der Kunst, sondern an der Natur orientieren; sie sollten in erster Linie nicht die klassischen Werke nachbilden, sondern das wirkliche Leben.

Johann Georg Sulzer (*1720 bis †1779) gehört ebenso dazu wie viele andere auch. Sulzer schuf die  erste deutschsprachige Enzyklopädie, die den Namen Allgemeine Theorie der Schönen Künste  trägt und die alle Gebiete der Ästhetik systematisch behandelt.  Er vertrat die Ansicht, dass Kunst beim Betrachter Empfindungen wecken sollte, die schließlich erziehenden Charakter haben. Dies führte zu starken Anfeindungen auch seitens des jungen Goethe. Europa diskutierte aufs Heftigste. Johann Sebastian Bach (*1685 bis †1750) hatte den Zyklus „Kunst der Fuge“ geschaffen und in Partiturform ausgeschrieben. Zugleich folgte er damit der alten Tradition, polyphone Tastenmusik in Partitur zu notieren, welche ihre Blüte im 17. Jahrhundert erlebt hatte.

Die Beherrschung kontrapunktischer Gesetze ist für die Komposition polyphoner Musik von großer Bedeutung. Der Begriff Kontrapunkt wird in seiner umfassendsten Bedeutung auch häufig mit Polyphonie gleichgesetzt.

Eine wichtige Rolle spielt der Kontrapunkt auch in polyphoner Musik, in der die beteiligten und sich teilweise überlagernden Stimmen nach „Gleichwertigkeit und Unabhängigkeit“ streben ohne sich der harmonischen Bedeutung zu widersetzen. Unabhängigkeit in der Kunst wollten die Künstler haben und auch erzeugen. Alte Strukturen sollten aufgebrochen werden.

Polyphonie oder Farbe-Ton-Beziehungen wurden miteinander verglichen und untersucht. Die Natur mit ihren Geräuschen und Farben war den Musikern und Malern allgegenwärtig; aus ihr heraus wollte man Neues schaffen.

Seit Aristoteles (*384 v. Chr.-†322 v.Chr.) ging man schon davon aus, dass eine Verbindung zwischen Musik und Farbe bestehen würde und ordnete der Farbenlehre analog zur Musiktheorie eine siebenteilige Skala von Weiß bis Schwarz zu.

Der Physiker Isaac Newton (*1642 bis †1727) teilte im Jahre 1666 das Spektrum in sieben Farben ein, so dass es genauso aufgeteilt wurde, wie Töne eine Oktave aufteilen. Newton ordnete Farbbreiten und Tonintervalle einander zu. Er folgerte daraus, dass Farbharmonie ähnlich oder entsprechend der Harmonie der Töne sei.

Seite 2

Ebenso einen frühen Versuch, sich ähnelnde Strukturen zwischen Musik und Malerei zu zeigen, unternahm Philipp Otto Runge (*1777 bis †1810), einer der bedeutendsten deutschen Maler der Frühromantik. Die einzelnen Blätter seines grafischen Zyklus „Die Zeiten” entsprechen in ihrem Aufbau und der Gestaltung den Charakteren der vier Sätze einer Sinfonie. Unvollendet geblieben ist eine  Ausführung in Öl, die die Idee der Einheit von Farben und Tönen umsetzen hätte sollen. 1810 stellte Runge auch noch seine Farbkugel vor.

Letztendlich aber verwandelte Johann Gottlob Krüger Newtons Farbe-Ton-Intervall im Hinblick auf die C-Dur-Tonleiter in eine Farbe-Ton-Beziehung um und gab den einzelnen Noten bzw. Tönen Farbzuordnungen:

c = Rot, d = Goldgelb, e = Schwefelgelb, f = Grün, g = Himmelblau, a = Purpur, h = Violett.

Und D.D. Jameson setzte aufgrund Gottlob Krügers Farbe-Ton-Beziehung 1844 zum ersten Mal Melodien farbig um. In seinem Buch Colour Music entwickelte er eine farbige Musikschrift um das Notenlesen zu erleichtern.

Die Verknüpfung von Tönen und Farben, von Musik und Malerei konnte sich jetzt immens entwickeln.  Aber aufgrund der unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen und Ausbildungs-möglichkeiten und der noch großen Entfernungen verfügten damals viele Maler, die sich mit der Malerei im Zusammenhang mit musikalischen Strukturen auseinander setzen wollten, oft nicht über Kenntnisse der Kompositions- und Harmonielehre. Aber, sie suchten auch eher nach Impulsen, die sie durch das geistige Verknüpfen von Malerei und Musik erhielten. Der mit dem polnischen Komponisten, Pianisten und Klavierpädagogen Frédéric Copin (*1810 bis †1849) befreundete Ferdinand Viktor Eugéne Delacroix (*1798 bis †1863), einer der bedeutendsten französischen Maler, beabsichtigte, sich selbst besser kennen zu lernen über das Wissen um Farben und Töne und deshalb mehr Einsicht in seine eigene Malerei zu erhalten. Es ging ihm nicht um eine Vermischung der Künste. Meistens wurden die Debatten darum geführt, wie sich die Musik und die Malerei weiterentwickeln könnten aufgrund der ähnlichen Strukturen, die man in ihnen erkannt hatte.

1853  schrieb John Ruskin: „Die Anordnung von Farben und Linien ist eine der musikalischen Komposition analoge Kunst von der Schilderung von Tatsachen völlig unabhängig.”

Der niederländische Maler und Zeichner Van Gogh (*1853 bis †1893) , der französiche Maler und Grafiker Paul Signac (*1863 bis †1935), der französische Maler und Holzschnitzer Paul Gauguin (*1848 bis †1903) sowie Paul Cézanne (*1839 bis †1906), ebenfalls ein französischer Maler, und viele andere dachten darüber nach, in wie weit die Malerei als Musik erzeugend betrachtet werden könne. Farbe würde musikalische Wirkungen auslösen. Farbe hätte eine ihr selbst innewohnende mysteriöse und rätselhafte Kraft.

James Abbott McNeill Whistler (*1834 bis †1903), ein US amerikanischer Maler, betitelte seine Werke mit Namen wie „Symphonie“, „Harmonie“ oder „Nocturne in Blau und Gold“ um Assoziationen an Musik und tonale Qualitäten, wie sie in einem  hierarchischen Ordnungssystem zu finden sind, das Töne, Akkorde und Tonarten auf ein tonales Zentrum (Tonika) bezieht, zu erzeugen und die vom Sujet unabhängige Rolle der Farbgestaltung zu betonen. Diese Dur-Moll-Tonalität, wurde auch Dur-Moll-System genannt, weil es sich damals meistens auf die Verwendung von Dur- und Molltonleitern bezog. Sie  ist hauptsächlich harmonisch geprägt und

Seite 3

entsprach damit dem Harmonieempfinden der Menschen und konnte mit der Farbe-Ton-Beziehung verknüpft werden.

Wo lagen Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Malerei und wo war die Trennung? Welche Wirkung hatten Musik und Malerei auf die Rezipienten, wie wurden Musik und Malerei geistig aufgenommen? Und wer steht über wem? Ist die Musik die erste Kunst und die Malerei die zweite? Der Russe Wassily Kandinsky, der von 1866 bis 1944 lebte, stellt z. Bsp. in seinem Buch „Über das Geistige in der Kunst“ eine Verbindung zwischen Musik und Farbe her, aber er forderte auch die Autonomie beider Künste. Dennoch, er nennt keine Beispiele für reale Verbindungen beider Künste sondern bleibt in seinem Denken auf der deskriptiven Ebene. Für Kandinsky war die Musik viele Bereiche betreffend die Vorreiterin der Malerei. Ihr großer Vorteil bestände darin, so Kandinsky, dass sie losgelöst und frei von einem Vorbild erschaffen werden könnte. Das Gleiche wünschte er sich auch für die Malerei, sie sollte frei und aus sich selbst heraus entstehen. Außerdem sollen die Künste voneinander lernen. Und, naturgetreue Abbildungen würden wohl kaum den ästhetischen Ansprüchen wahrer Künstler genügen. Jedes Kunstwerk solle aus sich selbst heraus entstehen und nicht bloße Nachahmung sein.

Wir werden nachher in der Polaroidkunst der Karin Rosemarie Bleser genau dies erleben. Die Einmaligkeit im Ausdruck und in den Farbkompositionen.

Versuchen Sie einmal aufgrund der Farbe-Ton-Beziehungen von Johann Gottlob Krüger Töne in die Kunstwerke zu legen.  Kandinsky rückte mit der Loslösung von vorgegebenen Formen und Mustern die Farbe als ein wesentliches Element in den Betrachtungsfokus. Es sollten auch die Eigenschaften und „der Klang“ jeder einzelnen Farbe besser zur Geltung kommen.

Also hören Sie liebe Gäste nachher beim Ansehen der Kunstwerke auch genau hin, und versuchen Sie mal Töne aufgrund der Farben zu erzeugen. Entsprechende Karten mit der aufgeführten Farbe-Ton-Beziehung liegen hier aus. Sehen Sie es als kleines amüsantes Experiment an.

Aber zurück zur Geschichte von Musik und Malerei. Der Schritt in die Atonalität, des österreichischen Komponisten, Musiktheoretikers, Kompositionslehrers, Malers, Dichters und Erfinders Arnold Schönbergs, der von 1874 bis 1951 lebte, stellte als parallele Entwicklung in der Musik einen Bezugspunkt zur Abstraktion in der Malerei dar. Wir können hier sehen, dass Rosemarie Bleser begeistert ist von der Abstraktion.

Um 1900 herum  erfolgte eine mehr oder weniger starke Lösung vom System der Dur-Moll-Tonalität, die also im Extrem bis zur Atonalität führte. Die Strömungen, die sich zwar vom Dur-Moll-System, nicht aber gänzlich von der Tonalität lösten, pflegt man als  erweiterte  oder  freie Tonalität zu bezeichnen.

Somit wurden nach und nach die Grundlagen in Europa zum abstrakten Malen und auch zum neuen Hören geschaffen.

Man nimmt aber auch an, dass durch das Auftreten der Fotografie die Hinwendung zur Abstraktion in der Kunst im 19. Jahrhundert beschleunigt wurde. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass sich die Fotografie erst durchsetzen musste und sich deshalb Anfang bis  Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eher noch keine allzu große Beschleunigung hin zur Abstraktion durch die Fotografie ergeben haben wird vermutlich erste Fotografie der Welt wurde durch Joseph Nicéphore Niépce im Heliografie Verfahren im Jahre 1826 gefertigt.  Bereits 1837 benutzte Louis Jacque Mandé Daguerre ein

Seite 4

besseres Verfahren. Die Fotos wurden mit Hilfe von Quecksilber Dämpfen  und einer danach vorgenommene Fixierung in einer heißen Kochsalzlösung oder einer Natriumthiosulfatlösung entwickelt. Die Unikate auf versilberten Kupferplatten wurden als Daguerreotypien bezeichnet.

Im Jahr 1835 war durch den Engländer William Fox Talbot (*1800 bis †1877) das Negativ-Positiv-Verfahren erfolgt, das die Vervielfältigung eines fotografischen Bildes durch Abzüge vom Negativ ermöglichte. Eine Zeitlang liefen das Erstellen von Daguerreotypien und das Negativ-Positiv-Verfahren parallel, dann setzte sich aber ab circa 1860 das Negativ-Positiv-Verfahren durch und wurde zur Grundlage aller wesentlichen fotografischen Prozesse bis zur verbreiteten Anwendung der Digitalfotografie in den 1990er Jahren.

Im Jahre 1883 erschien in einer deutschen Publikation in der Leipziger Zeitung „Illustrierte Zeitung“  erstmalig ein gerastertes Foto in Form einer Autotypie. Georg Meisenbach (*1849 bis †1912) hatte sie um 1880 erfunden.

Die Autotypie wird auch als Netzätzung bezeichnet und ist ein fotografisch und chemisches Reproduktionsverfahren zur Herstellung von fotochemisch oder maschinell hergestellten Klischees – also von Druckformen – für das Hochdruckfahren und war für den Buchdruck damals bestens geeignet. Heute werden nach der Verdrängung des Hochdrucks durch den Offsetdruck Autotypien seltener angewendet. Allerdings werden nach wie vor auch  heute noch manche der geschichtsträchtigen Verfahren als Edeldruckverfahren in der Bildenden Kunst und künstlerischen Fotografie verwendet.

Die Fotografie aber als Kunst zu sehen, war lange Zeit umstritten; zugespitzt formuliert der Kunsttheoretiker Karl Pawek in seinem Buch „Das optische Zeitalter“ (Olten/Freiburg i. Br. 1963, S. 58): „Der Künstler erschafft die Wirklichkeit, der Fotograf sieht sie.“

Die Fotografie wird nur als ein technisches, standardisiertes Verfahren, mit dem eine Wirklichkeit auf eine objektive, quasi „natürliche“ Weise abgebildet wird, angesehen ohne dass dabei gestalterische und damit künstlerische Aspekte zum Tragen kommen. Tatsächlich wurde aber in Texten des 19. Jahrhunderts bereits auf den Kunstcharakter der Fotografie hingewiesen, weil in der Fotografie mit einem ähnlichen Einsatz von technischen Elementen wie bei anderen zeitgenössischen grafischen Verfahren (Aquatinta, Radierung, Lithografie) gearbeitet werden würde.  Somit würde die Fotografie zu einem künstlerischen Verfahren, mit dem ein Fotograf seine eigenen Bildwirklichkeiten erschaffen würde. Es herrschte aber die Meinung vor, dass dies nur aufgrund handwerklicher und nicht auf künstlerischer Basis erfolgen würde.

Henri Cartier-Bresson (*1908 bis †2004), ein hervorragender Fotograf und Maler vertrat die Auffassung: „Die Fotografie ist ein Handwerk. Viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfach Handwerker, die ihre Arbeit gut machen müssen.“  Dennoch nutzte auch Carier-Bresson die Möglichkeit der Fotografie als Bildgebungsverfahren, um künstlerische Werke aufgrund der ihnen zugrunde liegenden  Fotografien erstellen zu können. Mit der Fotografie konnte ein entscheidender Moment einer Situation festgehalten und in die Malerei übertragen werden. malerische Werke, allerdings weiterhin ohne ihr einen eigenständigen künstlerischen Wert zuzusprechen.

Durch die Fotografie wurde auch – wie zuvor schon erwähnt – die Musik beeinflusst.  In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts,  so ab 1920 herum, gab es in Europa, hauptsächlich in

Seite 5

Westeuropa, zahlreiche Versuche, Farben und Töne zu kombinieren. Man versuchte zum Beispiel die Tastatur von Klavieren,  die elektrische Impulse auf Bildtafeln bzw. Diaprojektoren weitergaben und damit Farben erzeugten, als neue Kunstform zu etablieren.

Bereits 1723 hatte der französische Mathematiker Louis Bertrand Castel (*1688 bis †1757)  postuliert, dass unsere Sinne gleich strukturiert seien, und dass es daher ebenso viele Töne wie Farben geben müsse: Castel entwickelte 1725 die ersten Entwürfe für ein Farbenklavier. Durch das Niederdrücken einer Taste erschien eine der Taste zugeordnete Farbe. Den zwölf chromatischen Tönen einer Oktave wurden zwölf verschiedene Farben zugeordnet. Entsprechend der Tonhöhe wurde die Farbhelligkeit angepasst. Je höher die Töne, desto heller waren die Farben.

Der russische Komponist Alesander Nikolajewitsch Skrjabin (*1872 bis †1915) schuf als Synästhetiker die vermutlich erste „Lightshow“ der Welt. Als Synästhetiker werden Menschen bezeichnet,  die besondere Begabungen tragen in dem sie u. a. Musik und Farben im Kopf verknüpfen können.  Skrjabin schuf mit seinem Prometheus (op.60) in den Jahren 1910/11 erstmals ein Orchesterwerk mit einem Part für ein Farbenklavier. Das Werk für Chor, Orchester und Farbklavier wurde 1915 in New York uraufgeführt. Dabei benutzte man ein de facto stummes clavier à lumière.

Der ungarisch-amerikanischer Pianist, Komponist und Erfinder Alexander Làszlò (*1895 bis †1970),  verwendete bei seinen Konzerten ein Farbenklavier, das er selber weiterentwickelte. Er versuchte auch, die Farbassoziationen, die er beim Spielen von Musik hatte, dem Publikum durch Malerei – er ließ malen – mitzuteilen und ging davon aus, dass auch andere Personen ähnliche Farben und Formen wahrnehmen müssten. Er wollte, dass Musik und Malerei gleichwertig waren.

Die Farblichtmusik war entstanden. 1925 fand Làszlòs erste öffentliche Präsentation in Kiel statt. Làslò wandte sich kurze Zeit später aber verstärkt der Filmmusik zu, da schon ab dem Jahre 1927 mit dem Beginn der Tonfilmzeit (The Jazzsinger)  dieses andere Medium die Menschen mehr faszinieren konnte. Plötzlich wurden keine von außen zugeführte Musik und Farben mehr gebraucht. Es war alles in einem Film vorhanden. Die geistige Ablenkung der Menschen geschah nun durch eine gebündelte Konzentrionsanforderung. Mit dem Tonfilm kamen neue Experimente im Sehen und Hören auf.

An dieser Stelle muss auch Walt Disney Erwähnung finden: Am 13. November 1940 feierte Walt Disneys “Fantasia” am Broadway Premiere und schuf, von abstrakt bis naturalistisch-narrativ, von Technicolor und Breitwand bis hin zur ersten Surround-Sound-Anlage der Mediengeschichte, das ästhetische und technische Paradigma des Musikvideos.

Das Wissen um den Tonfilm, um Fotografie und Musikvideos waren weltweit etabliert, jedoch noch nicht anerkannt in Bezug auf „ob sie Kunst sind oder nicht“. Aber, man war auf dem Wege.

Erstmals war 1929 die Fotografie in Deutschland in der Werkbund-Ausstellung in Stuttgart an die Öffentlichkeit getreten. So zogen internationale Künstler das inzwischen auf die Fotografie als Kunstform neugierige Publikum an.  Es nahmen neben anderen guten Künstlern an der Ausstellung teil: der Fotograf

Seite 6

Edward Weston (*1886 bis †1958) der die künstlerisch ausgerichtete klassische Schwarz-Weiß Fotografie durchführte und ein Gründungsmitglied der Gruppe f/ 64 war, die  US-amerikanische Fotografin Imogen Cunningham (*1883 bis †1976)  , die zu den „Klassikern“ der modernen Fotografie des 20. Jahrhunderts gezählt wird und ebenso ein Gründungsmitglied der dieser Gruppe war.

Unter der Bezeichnung Gruppe „group f/64“, ein Synonym für die Blendenzahl 64 die wiederum für eine besonders große Schärfentiefe steht,  hatten sich Künstler zusammengefunden, die eine Gegenbewegung zum vorherrschenden Stil des Pictorialismus bilden wollten, der immer vorherrschender wurde und von der Gruppe „Group f/64“ negativ bewertet wurde.

In ihrem Manifest ist das Folgende zu lesen:

 „Als reine Photographie gilt, was weder technisch, gestalterisch noch gedanklich Anleihen bei einer anderen Kunstform nimmt. Die Werke der “Pictorialisten” hingegen weisen Hörigkeit gegenüber Gesetzen der Kunst auf, die der Malerei und graphischen Darstellung direkt verbunden sind.

Man wollte keine Retusche und war auch skeptisch gegenüber anderen Manipulationen. Man wollte eine Scharfzeichnung der Motive erreichen und sie damit aus der Wirklichkeit lösen. Eine Weichmacherei der Motive sollte nicht sein. Wie wir sehen können, kann die Künstlerin Karin Rosemarie Bleser so arbeiten, wendet aber auch andere Techniken an, und springt sozusagen zwischen den Anforderungen der Gruppe f/64 und denen der Pictoralisten hin-und her.

In der zuvor genannten  Werkbundausstellung war auch der der US-amerikanische Fotograf, Filmregisseur, Maler und Objektkünstler Man Ray (*1890 bis †1976) vertreten, der als wichtiger Impulsgeber für die moderne Fotografie und Filmgeschichte bis hin zum Experimentalfilm gilt.

Schon sehr früh wurden die Fotografien des eingangs erwähnten Cartier-Bressons in Museen und Kunstausstellungen gezeigt wie zum Beispiel in der MoMa Retrospektive von 1947 und der Louvre-Ausstellung von 1955.

Spätestens aber seit den MoMA-Ausstellungen von 1955 und 1960 ist die Fotografie als Kunst von einem breiten Publikum anerkannt.  1955 wurden Kunstwerke Edward Steichens (*1879 bis †1973), gezeigt.  Er ist als US-amerikanischer Fotograf luxemburgischer Herkunft berühmt und wird als Patriarch der Fotografie bezeichnet. 1960  zeigte das MoMA Kunstwerke von John Szarkowski (*1925 bis †2007). John Szarkowski war nicht nur ein einflussreicher US-amerikanischer Fotografie-Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Kurator und Fotograf, sondern er war auch langjähriger Direktor des Department of Photography, der fotografischen Abteilung des New Yorker Museum of Modern Art.

Ein weiterer Schritt in Richtung der vollständigen Anerkennung der Fotografie als Kunstform wurde durch die documenta 6 in Kassel erreicht, die erstmals die Arbeiten von historischen und zeitgenössischen Fotografen aus der gesamten Geschichte der Fotografie zeigte und in den vergleichenden Kontext zur zeitgenössischen Kunst im Zusammenhang mit den in diesem Jahr begangenen „150 Jahren Fotografie“ stellte und aufarbeitete.

Heute ist Fotografie als vollwertige Kunstform akzeptiert. Indikatoren dafür sind die wachsende Anzahl von Museen, Sammlungen und Forschungseinrichtungen für Fotografie, die Zunahme der Professuren für Fotografie sowie nicht zuletzt der gestiegene Wert von Fotografien in Kunstauktionen und Sammlerkreisen.

Seite 7

Zahlreiche Wirkungsfelder haben sich inzwischen für Künstler herauskristallisiert oder wurden von Künstlern speziell erschaffen. Die künstlerische Fotomontage entwickelte sich zu einem der malenden Kunst gleichwertigen Kunstobjekt.

Und damit sind wir liebe Gäste bei Karin Rosemarie Bleser und ihrer besonderen Fotokunst angekommen. Wir sind jetzt bei Dir und deiner Kunst liebe Karin Rosemarie Bleser, ehemalige Königin Isis,  die Du so viele Jahre deine Kunst in Frage gestellt hast und dabei doch so viel Wundervolles und Spannendes und oft auch Farbintensivstes erschufst. Wir sind endlich bei Deiner ganz speziellen und faszinierenden Bildkunst der Polaroidkunst hier im PIANO Hoffmann, dem größten Pianohaus der Kurpfalz, gelandet.  Hinter Dir liegen Jahrhunderte in denen Kunst immer wieder neu erdacht wurde und in denen Menschen den Menschen über die Kunst Abwechslung für ihren Alltag schenkten sich aber auch selbst damit Vergnügen und Verdruss bereiteten…

Wie froh bin ich, Dich 2004  anlässlich des Festes zum fünfjährigen Bestehen von ART Alarm im Theaterhaus in Stuttgart nach einem eigenen Kinobesuch so einfach „Dir nichts, mir nichts“ von der Rolltreppe herab angesprochen zu haben. Und wie gut, dass Du so aufgeschlossen warst, wenn auch etwas irritiert.  Immerhin fragte ich,  Dich gleichzeitig um Verzeihung anlächelnd, ob Du eventuell als Künstlerin tätig wärst ohne jemals auch nur einen Fatz mit Dir gesprochen zu haben.

Ich sagte zu Dir, ich hätte da so einen bestimmten Eindruck. Die Verblüffung auf Deinem Gesicht sehe ich noch heute. Unsere Begleitungen verschwanden in Richtung Theke und Treppe, und wir beiden blieben im Gewühl stehen und redeten miteinander. Du meintest damals, dass Du dir gar nicht so sicher wärst, wirklich eine Künstlerin zu sein, aber du hättest sehr viel Freude an der Bearbeitung Deiner Fotografien und auch am eigenen Gedichteschreiben.

Ich war total neugierig, deine Fotografien und Polaroidkunstwerke kennenzulernen. Wir verabredeten uns also in Mailkontakt zu bleiben, und auch, dass Du mir später Kunstwerke zeigen würdest. Die Kunstwerke auf einer CD-Rom, die Du mir gesandt hattest, fanden meine totale Begeisterung; die ist bis heute geblieben und hat sich sogar noch gesteigert. Ich bin so froh, dass ich Dir und mir vertraut habe.

Als erste Kunstwerke von Dir zeigte ich im KUNSTSCHRANK in Lenningen Polaroids auf Acryl. Sie waren ein Sehgenuss. Und ich war sehr neugierig, was in den nächsten Jahren wohl noch entstehen würde. Trotz Deiner vielen Umzüge und Ausbildungszeiten und Reisen  und meiner ebenso vielfältigen Beschäftigungen verloren wir uns nie aus den Augen.

Den Namen Königin Isis als Künstlerinnennamen fand ich total passend zu Dir ausgesucht. Wenn ich heute Deine bearbeiteten schwarz-weiß Fotos, die teilweise Porträtaufnahmen von Dir zeigen, ansehe, weiß ich wieder, warum mir der Name so passend erschien.

Aber aufgrund dieser bearbeiteten Schwarz-Weiß Fotografien begann ich auch darüber nachzudenken, dass sich Dein Bearbeitungsmodus bezüglich der Fotografien dauernd verändert. Das finde ich gut. Mit jeder neuen Idee bringst Du auch der Fotografie in der Kunst ein Stückchen weiter. Das ist wahrlich nicht einfach, denn wie wir gehört haben, war der Weg von der abbildenden Kunst und Malerei, ihre Befreiung von festgeschraubten Strukturen mit zahlreichen Ausflügen in die Musikgeschichte und die Verknüpfung von Musik und Malerei, von Tönen und Farben, über die Fotografie, die sehr wohl malerische Momente enthalten kann, bis hin zum Tonfilm und Musikvideo ein kulturell betrachtet sehr anstrengender. Es ging immer um Entfaltung und Entwicklung und um Freiheit im Denken und „freies Empfinden dürfen“ und um

Seite 8

Differenzierung und auch darum, Neues für uns Menschen zu erschaffen, also noch differenzierter ausgedrückt, um „Neues zu entwickeln“. Und genau das tust Du liebe Karo Blau, Du entwickelst Neues.

Du  schaffst es durch deine Kunstwerke eine große Intensität zu erzeugen. Ich verspüre immer den Wunsch, mich den Kunstwerken annähern zu wollen. Sie wirken auf mich ein und verändern mich. In dieser Ausstellung zeigst Du uns kleine-und großformatige Polaroidkunst Kunstwerke. Ich betone das Wort Kunstwerke. An der Polaroidkunst der Karin Rosemarie Bleser kann man sehen, dass sie den Schritt von der einfachen Fotografie – die früher, wie meine Ausführungen zeigen, eher als handwerkliches Hilfsmittel für die Kunst verstanden wurde – zur bildenden Kunst bestens vollzogen hat.

Zu sehen sind  ihre Polarscannographien der Serie Lichtbilder, die in Farben explodieren, aber auch andere Arbeiten faszinieren den Betrachter. Serien in Farbenpracht wechseln mit Schwarz-Weiß Arbeiten ab und bilden dadurch eine große Bandbreite an Farbkomponenten; unser Sehvermögen wird dadurch ausgelotet und angestachelt. Ein hervorragender Spannungsbogen der Unterhaltung entsteht.

Bleser schreibt: „Von der Illusion des Sehens und inneren Entwicklungsprozessen stellen die Bilder die normalreale Wahrnehmung in Frage und entführen in fremde Welten mit differenzierter physikalischer Gesetzgebung.“  Und wahrlich, das tun sie.  Manche der Kunstwerke sind auf den ersten Blick, also im ersten Moment des Sehens, einfach erst mal  schön. Mir entfuhr ein „Ahhhh“ beim Ansehen. Sie sind schön auch im Ausstrahlen von Harmonie. Aber die Bilder sind auch verwirrend. Sobald man anfängt, sie genau zu betrachten, eröffnen sich Räume. Verwirrend insofern als Bilder in der zweidimensionalen Ebene ( Höhe mal Breite, a cm x b cm ) liegen, Räume aber aus zweidimensionalen Ebenen zusammengesetzt sind und damit im dreidimensionalen Bereich (Höhe mal Breite mal Tiefe, a x b x c)  liegen. Wie kann das sein? Was macht beim Betrachten unser Gehirn mit uns?

Ich fühle mich an die Trompe-l’œil Malerei erinnert ohne dass es sich hier um diese handelt.  Aber dennoch, da besteht ein Zusammenhang. In der Trompe-l´oeil Malerei handelt es sich um eine   illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht, und was macht die Polarscannographie der Bleser? Genau das Gleiche.

Und dann die Frage, die sich anschließt, ob denn das, was man meint zu sehen, auch das ist, was man da sieht. Schälen sich beim Betrachten bekannte Gegenstände heraus oder ist es eine Täuschung, der unser Gehirn unterliegt. Gibt es die Ecken und Kanten, die Formen und die Farben überhaupt in unserem normalrealen Leben?

Bleser schreibt „normalreal“, einen Begriff, den ich zuvor noch nie gehört habe, ihn aber sehr gut nachvollziehen kann, so dass ich ihn hier direkt auch übernommen habe. Bleser schreibt weiter: „Vom Gegenstand zur Abstraktion und von der Abstraktion ins Gegenständliche. Im Konzept ihrer Polaroid-Art bestehe ein enger Zusammenhang zu Licht- und Temperatureinflüssen, Zeit und Ort sowie chemischen Prozessen.”

Aus der Geschichte der Fotografie wissen wir, dass es zahlreiche unterschiedliche Bearbeitungsprozesse für Fotografien gibt. Fotografien können sich durch Lichteinflüsse verändern, heller, dunkler, matter, leuchtender oder flirrender werden. Chemisch behandelt

Seite 9

verändern sie ihre Oberflächenstrukturen und erzeugen ein anderes Bild als das ursprüngliche. Im Korngrenzenbereich der Ränder finden verdichtende oder auflösende Molekülbewegungen statt. Und, Zeit und Ort sind zum einen Faktoren für das Bildobjekt selbst, hier fallen Fragen an wie „ist es zu kalt ?“, „ist es zu warm ?“, „ist es zu spät oder zu früh für guten Lichteinfall ?“ oder „…wurde ausreichend lange belichtet?“ und viele andere Fragen mehr als auch Zeit und Ort selbst Einfluß nehmende Faktoren für den Künstler sind, der ein Kunstwerk schaffen will.  Auf den Künstler selbst wirken Zeit und Ort also auch ein.

Blesers Leidenschaft sind die Polaroidsofortbilder, da sie deren Entwicklungsprozess bewusst beeinflussen kann.  Seit mehr als 10 Jahren setzte sie sich intensiv mit chemischen und manuellen Prozessen der analogen Instantfotografie (Polaroidsofortbild) auseinander. Sie bearbeitet das Polaroidsofortbild während des gesamten Entwicklungsprozesses und kann inzwischen nach Experimentierphasen gezielt ausgesuchte Abbildungsprozesse erzeugen. Diese Planbarkeit gibt eine gewisse Sicherheit im künstlerischen Wirken ist aber dennoch nie hundertprozentig bestimmbar. Ein Rest von Unwissenheit, so die Aussage von Bleser, bleibt. Diese dadurch auftretende Ungewissheit und das Warten auf das Ergebnis sei die spannendste Phase. Danach folgt ein Entscheidungsprozess, ist die Arbeit brauchbar oder nicht. Soll es digital oder nicht digital bearbeitet werden. Die Motive sind oft ihre eigenen Spiegelbilder und Licht. Bleser wird durch den Arbeitsprozess und das daraus resultierende Ergebnis stark inspiriert, und sie findet das Spiel mit der Reflexion faszinierend.  Bleser achtet auf Details und versucht die Ästhetik von Gegenständen sichtbar zu machen, zielt darauf das Wahrnehmen von scheinbar Unsichtbarem zu erzeugen. Da sie sich wie bereits gesagt für Details interessiert, hält sie es auch für folgerichtig, diese in ihrer direkten Umgebung  aufzuspüren.

Wie Sie hier heute sehen können, kehrt die Künstlerin von ihren Lichtbildern, die  teilweise noch zu großformatigen abstrakten Bildern  transformierten in ihren aktuellsten Werken zurück zu gegenständlichen Arbeiten. Sie abstrahiert hier auf möglichst wenige Komponenten wie Farbe, Form, Linie und Textur ganz – so Bleser – im Sinne des minimalistischen Stils. Der minimalistische Stil strebt nach Objektivität, schematischer Klarheit, Logik und Entpersönlichung und weist sich u. a. durch das Reduzieren auf einfache und übersichtliche, meist geometrische Grundstrukturen aus. Die Interpretation und Bedeutung eines Werkes wird somit dem Betrachtenden überlassen. Das Weggelassene, sagt Bleser, ist Bestandteil des Sehens.

Bleser nutzt parallel zu diesen Vorgehensweisen die fotografischen Möglichkeiten der digitalen (Spiegelreflex) Fotografie. Dabei konzentriert sie sich zumeist auf Makroaufnahmen von Objekten und Blüten und Experimenten von Schärfe und Unschärfe sowie Bewegungstechniken. Seit 2015 setzt sie sich sehr intensiv mit Abstraktion auseinander.

Bleibt mir nur noch zu sagen: Ich bin ein Fan der Fotografie- und Polaroidkunst von Karin Rosemarie Bleser und überaus glücklich und zufrieden, dass sie sich immer weiter entwickelt. Ich wünsche ihr für alle neuen Projekte und Ausstellungen ein gutes Gelingen und weiterhin soviel energiegeladene Kreativität. Die Kreativität  ist für mich  ein Familienmitglied der Abstraktion. Karin Rosemarie Bleser ist also auf dem richtigen Kunstweg.

Uns allen wünsche ich in diesen anregenden atmosphärisch dichten Räumen einen gelungenen Sonntag und Vergnügen und Spannung mit den hier gezeigten Kunstwerken.

Seite 10

Schließen möchte ich mit den Worten von Kandinsky, der die Farbe ihrer bloßen Funktion als Mittel enthebt, da er weiß dass sie einen direkten Einfluss auf die Seele des Betrachters hat.Kandinsky sagt:“ Die Farbe ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten und der Künstler ist die Hand, welche durch diese oder jene Taste zweckmäßig die menschliche Seele in Vibration bringt.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit und nochmals: Glück für Dich Karo. Danke.

Ingrid Wiche

www.Treib-Art.de

Neuhofen, den 10. April 2016

 

 

Seite 11

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    11